Sigiriya

Die antike Felsenstadt Sigiriya: Für einen König geeignet und von den Göttern erbaut

Stefan
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Sigiriya

Sigiriya erhebt sich majestätisch 200 m über der Landschaft Sri Lankas und ist eine antike Stadt, die auf einem Megalithfelsen erbaut wurde und Besucher seit Jahrhunderten verwirrt. Dieses abgelegene Wunder im Matale-Distrikt wurde zum Weltkulturerbe erklärt und fasziniert weiterhin Experten, die seine Geheimnisse lüften wollen. Von der Festung und dem Palast bis zum Vergnügungsgarten ist Sigiriyas Geschichte voller Intrigen und macht es zu einem faszinierenden Ort für Forschung, Studium und Spekulationen.

5.000 Jahre Geschichte

Archäologische Beweise deuten darauf hin, dass die Gegend um Sigiriya seit prähistorischen Zeiten besiedelt war, mit Felsunterkünften, die fast 5000 Jahre bis in die Mittelsteinzeit zurückreichen. Darüber hinaus wurden bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. viele Felsunterkünfte und Höhlen in der Umgebung von buddhistischen Mönchen und Asketen genutzt. Trotz dieser reichen Geschichte ist Sigiriya vielleicht am bekanntesten für seine Umwandlung in einen Palast, eine Festung und einen Vergnügungsgarten durch König Kashyapa im 5. Jahrhundert.

Der Aufstieg und Fall von König Kashyapa

König Kashyapa war der schlaue Sohn von Dhatusena. Kashyapas Machthunger trieb ihn dazu, die Ermordung seines eigenen Vaters zu inszenieren und seinen rechtmäßigen Erben Moggallana zu stürzen. Aus Angst vor Vergeltung durch seinen rachsüchtigen Bruder zog sich Kashyapa auf den hoch aufragenden Felsen von Sigiriya zurück, wo er eine scheinbar uneinnehmbare Palastfestung errichtete. Doch seine Herrschaft war nur von kurzer Dauer, denn Moggallanas Streitkräfte eroberten die Festung in einer Schlacht, bei der Kashyapa sich das Leben nahm. Nach seinem Tod wurde die Stätte in die friedlichen Hände buddhistischer Mönche zurückgegeben und diente für die kommenden Jahrhunderte als Kloster.

Advanced Engineering in Sigiriya

Die Ingenieurs- und Bautechniken in Sigiriya waren ihrer Zeit weit voraus. Die Stadt wurde mit einem hochentwickelten Wassermanagementsystem erbaut, bei dem Oberflächen- und Untergrundhydrauliksysteme zur Wasserversorgung des gesamten Palastes und der Gärten eingesetzt wurden. Tatsächlich sind einige dieser wasserspeichernden Bauwerke noch heute funktionsfähig, ein Beweis für die fortgeschrittenen technischen Fähigkeiten der Bauherren.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Stadtgrundrisses ist die Art und Weise, wie er Symmetrie und Asymmetrie kombiniert, um vom Menschen geschaffene geometrische Formen mit der natürlichen Umgebung zu verzahnen. Auf der Westseite des Felsens befindet sich beispielsweise ein Park für die königliche Familie, der auf einem symmetrischen Grundriss angelegt ist. Der Park ist mit wunderschönen Wasserspielen und Springbrunnen geschmückt, die vom Wassermanagementsystem versorgt wurden. Der Gesamteffekt ist eine Harmonie zwischen künstlichen und natürlichen Elementen, die ein Gefühl von Gelassenheit und Ruhe schafft.

Auf der Südseite des Felsens befindet sich ein künstlicher Stausee, der in der ehemaligen Hauptstadt der Trockenzone Sri Lankas ausgiebig genutzt wurde. Der Stausee ist ein Beweis für die fortschrittliche Ingenieurskunst der Bauherren, denn er wurde gebaut, um Regenwasser von den umliegenden Hügeln zu sammeln und für die Verwendung während der Trockenzeit zu speichern. Der Stausee war auch Teil des Wassermanagementsystems der Stadt und trug zur Wasserversorgung des Schlosses und der Gärten bei. Das Gesamtdesign der Stadt spiegelt die Bedeutung des Wassermanagements in der alten srilankischen Gesellschaft wider und stellt die anspruchsvollen Ingenieurs- und Bautechniken von Sigiriya zur Schau.

Der Löwenfelsen

Der Name des Denkmals, das auf Englisch als „Löwenfelsen“ bekannt ist, weist auf die Art und Weise hin, wie Besucher ihren letzten Aufstieg zum Gipfel begannen – durch den offenen Rachen und die Kehle („giriya“) eines Löwen („sinha“). Verschiedene Höhlen umgeben die Stätte, die aufwendig bemalt sind und Szenen von Hunderten von Frauen darstellen, deren Bedeutung und Zweck ein Rätsel bleibt. Die Fresken bedeckten einst eine riesige Fläche von etwa 140 m Breite und 40 m Höhe und zählten damit zu den größten Wandgemälden der Welt. Mehr als 500 Frauen wurden einst dargestellt, einige davon wie himmlische Wesen, die von oben auf Wolken herabstiegen.

Von den Göttern erbaut

Die Legende rund um Sigiriya trägt zur mystischen Aura der antiken Stätte bei. Nach lokalem Glauben war die Felsenzitadelle nicht nur eine Meisterleistung menschlicher Ingenieurskunst, sondern eine göttliche Schöpfung, die der mythischen Wohnstätte von Kuvera, dem Gott des Reichtums, nachempfunden war und „Palast im Himmel“ genannt wurde. Diese Geschichte spiegelt die Ehrfurcht und das Staunen wider, die Sigiriyas hoch aufragender Felsen und die darauf befindlichen architektonischen Wunderwerke hervorrufen.

Archäologen wissen immer noch nicht, warum so große Anstrengungen unternommen wurden, um auf diesem riesigen Felsen eine Stadt zu errichten. Während viele argumentierten, dass es sich um einen Schutz handelte, waren andere der Ansicht, dass es immer noch nicht die gewaltige und nahezu unmögliche Aufgabe rechtfertige, Baumaterialien auf eine Höhe von 200 Metern zu schleppen. In alten Traditionen entsprach das Bauen auf hohen Bergen oder Felsen dem Konzept, in den Himmel zu gelangen. Ein Palast auf einem Hügel wurde wahrscheinlich als Tor zwischen unserer Welt und der Welt der Götter angesehen.

Bild oben: Luftaufnahme von Sigiriya, Lion Rock, Sri Lanka. Quelle: Anton Petrus / Adobe Stock.